Gedenken an Schwester Maria Florentine Hierl
* 06.05.1931 + 31.03.2016
Fassungslos, erschrocken und bestürzt waren wir, als wir die Nachricht hörten, dass unsere Mitschwester Maria Florentine verstorben ist. In fünf Wochen hätte sie ihren 85. Geburtstag gefeiert. Noch klingen uns die Gesänge des Osterfestes in den Ohren „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden. Der Tod ist tot, das Leben siegt“. So dürfen wir auch für unsere verstorbene Mitschwester hoffen, dass sie hineingenommen ist in das Geheimnis der Auferstehung und sie die Worte vernehmen darf:
„ Sei getrost, ich bin auferstanden und bin immer bei dir.“
Sr. Maria Florentine wurde geboren in Neuses, Kreis Eichstätt. In der Taufe erhielt sie den Namen Stilla. Sie hatte 16 Geschwister, eine Großfamilie, wie sie heutzutage kaum mehr anzutreffen ist. Eine leibliche Schwester von ihr war unsere Sr. Maria Kleopha, die im Jahr 2000 verstorben ist. Für Sr. Maria Florentine war der Kontakt zu ihren Angehörigen und Bekannten immer sehr wichtig und wertvoll. Auf die Frage nach ihrem Weg in das Kloster sagte Sr. M. Florentine, dass sie ihre Schwester, Sr. Kleopha, öfter besuchte, dabei die Schwestern von Schönbrunn kennenlernte und in ihr der Wunsch wach wurde, ebenfalls in das Kloster nach Schönbrunn zu gehen. Sie war knapp 20 Jahre alt, als sie bei uns, den Franziskanerinnen von Schönbrunn, um Aufnahme bat. 1953 erhielt sie in der Einkleidung den Ordensnamen Sr. Maria Florentine. 1955 feierte sie erste Profess und 1961, 10 Jahre nach dem Ordenseintritt, die Ewige Profess, die Bindung auf Lebenszeit. Nach dem Ordenseintritt ist immer auch die Frage der beruflichen Tätigkeit eine wichtige Entscheidung. Je nach Eignung und Neigung erfolgt der berufliche Einsatz oder eine Ausbildung. Unsere Kongregation war bis in die 1970iger Jahre handwerklich sehr autark. Dies bedeutete, dass die Schwestern häufig eine handwerkliche Ausbildung erhielten. Sr. Maria Florentine zeigte offenbar Eignung und Neigung für das Schneiderhandwerk. Sie absolvierte von 1951 bis 1953 eine Lehre im Herrenschneiderhandwerk, die sie mit der Gesellenprüfung abschloss. Bereits nach sechs Jahren, 1959, machte sie die Meisterprüfung im Herrenschneiderhandwerk in München. Einer weiteren Weiterbildungsmaßnahme zur Qualifizierung in der beruflichen Rehabilitation zur Ausbildung für Menschen mit Behinderung stellte sie sich von 1976 bis 1978. 45 ½ Jahre war sie insgesamt in der Herrenschneiderei tätig. Als sich ein Wandel in der Textil- und Bekleidungsindustrie in den 1990iger Jahren abzeichnete, immer weniger Maßanzüge, Hosen, Sakko etc. für Männer in Auftrag gegeben wurden, wurde im Juni 1996 der Betrieb der Herrenschneiderei in Schönbrunn eingestellt. Aufgrund ihrer handwerklichen Fähigkeiten wurde Schwester Florentine der Ordensschneiderei zugeteilt, wo sie die letzten 20 Jahre bis vor einigen Wochen mit Freude mitarbeitete. Des Weiteren war Sr. Maria Florentine über viele Jahrzehnte, als früher in Schönbrunn noch Theateraufführungen stattfanden, für die Theaterkostüme und für die Theaterrequisiten zuständig. Nicht zu vergessen die Organisation der jährlichen Nikolausbesuche, bei denen sie den Nikolaus kleidete und begleitete. Sr. Maria Florentine war ein geselliger Mensch und ein Gemeinschaftsmensch. Sie interessierte sich für andere Menschen und kam gerne mit ihnen ins Gespräch. Sie hatte stets zu den ganz alltäglichen oder zu den verschiedenen besonderen Anlässen einen Spruch, einen zutreffenden Vers, oder ein entsprechendes Gedicht auf den Lippen und konnte diese zum Besten geben. „Einer trage des anderen Last“, dieses Pauluswort war für sie wichtig und mit den Jahren mehr und mehr Lebensprogramm für sie geworden. Sr. Maria Florentine war mit Freude Ordensfrau, sie betete gerne und vertiefte sich in die Zwiesprache mit Gott. „Die Eucharistie und das Gebet, diese sind meine große Kraft“ so sagte sie. Körperliche Beschwerden suchten sie in den letzten Jahren mehr und mehr heim und ließen sie das Älterwerden spüren. Nun ist ihre Erdenzeit beendet. Wir Franziskanerinnen von Schönbrunn danken unserer lieben verstorbenen Mitschwester für ihr Dasein in unserer Gemeinschaft und für Ihren vielfältigen Dienst an den Menschen im Auftrag unserer Kongregation. Wir wünschen ihr, dass sie nun die Herrlichkeit Gottes schauen darf.