Empfangen und Geben ist unser Lebensmotto. Gott ist die Quelle, aus der wir alles empfangen, aus der wir leben. Wie ein Brunnen wollen wir das, was wir empfangen an alle weitergeben, die danach verlangen.

(Lebensregel der Franziskanerinnen von Schönbrunn)

Leben nach dem Evangelium

 

Wie Franziskus orientieren wir uns am Evangelium, an der Botschaft Jesu: das Reich Gottes ist schon mitten unter euch. Unser ganzes Leben richten wir an Gottes Zuwendung zu den Menschen aus, die in Jesu Wirken sichtbar wird. Durch unser Beten, Arbeiten und mit unserem ganzen Sein wollen wir dies begreifbar und erfahrbar machen.

Unser Zusammenleben

Jeden Tag beginnen wir in der Laudes mit dem Lob Gottes und legen ihn abends in der Komplet zurück in Gottes Hände. Wie die ganze Kirche kommen wir zur Feier der Gottesdienste und des kirchlichen Abendgebetes, der Vesper zusammen. Dieser feste Rhythmus von Gebets- und Arbeitszeiten, von Zeiten für die Gemeinschaft und für sich persönlich gibt uns Halt und Orientierung. Wir leben in Schönbrunn und im Klostergut Harpfetsham, Landkreis Traunstein, in Wohngemeinschaften von zwei bis sechs Schwestern. Neben den Gebetszeiten kommen wir auch zu den Mahlzeiten als Gemeinschaft zusammen. Der persönliche Austausch, das gemeinsame Feiern und das geistliche Gespräch sind für uns wichtige Aspekte des Zusammenlebens. Dabei ist uns Offenheit wichtig, liebevolles Zuhören und eine Atmosphäre des Teilens und Vertrauens.

Das geistliche Leben

Gott beruft uns zu unserem Leben als Ordensfrauen.

Jede einzelne von uns gab und gibt immer wieder neu ihre freie und persönliche Antwort auf das Angerufen sein von ihm. Ein Leben lang gilt es diese personale Beziehung lebendig zu halten, zu pflegen, zu vertiefen und zu erneuern und aus ihr heraus den je eigenen Weg und den Weg unserer Gemeinschaft zu gehen und zu gestalten.

Wie unser Leben in Gott gründet, so ist sein Evangelium unsere Kraftquelle. Wir orientieren uns an seinem Wort und seiner Botschaft. Vorbild darin geben uns der heilige Franziskus und die heilige Klara. Das Vertrauen in Gottes Treue, in seine liebende Vorsehung für uns, trägt uns. Er schenkt uns Leben in Fülle.

Wir pflegen die Beziehung zu Gott durch unser persönliches und gemeinschaftliches Gebet und tragen die Anliegen und Nöte der Welt im fürbittenden Gebet vor ihn.

In der Haltung der Evangelischen Räte stehen wir in der Nachfolge Jesu Christi und lassen wir uns in Dienst nehmen für Gott und die Menschen.

Immer wieder unterbrechen wir den Alltag mit Zeiten der Stille und des Gebetes. So schützen wir uns vor bloßem Aktionismus und stellen uns bewusst in Gottes Gegenwart. Es hilft uns zu hören und zu verstehen, was Gott von uns möchte.

Unser karitativ-tätiges Wirken

Für uns ist jede Begegnung mit Menschen auch eine Gottesbegegnung, denn jeder Mensch ist Abbild Gottes und hat eine unverlierbare Würde. Ausgehend von dem Jesuswort: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40), wollen wir jedem Menschen das zukommen lassen, was er nötig hat und wir geben können. Wir sind dabei immer wieder neu bereit, die Anrufungen der Zeit wahrzunehmen und sie im Geist des Evangeliums und im Auftrag der Kirche in unseren Tätigkeiten zu entfalten. Wir tun dies, z.B. im solidarischen Leben mit den Menschen, in der Begleitung von Menschen, durch unser (stellvertretendes und/oder fürbittendes) Gebet,in Beistand und Hilfe für Menschen, die in Not sind, im Achten und Eingehen auf die Zeichen der Zeit und deren besonderen Anforderungen

Leben aus der Kraft des Anfangs

Alles, was lebendig ist, unterliegt beständigem Wandel. So verändert sich nicht nur die Welt und die Gesellschaft, sondern auch unsere Gemeinschaft, unser Zusammenleben und unser Wirken. Wir leben aus der Kraft des Anfangs, weil wir die Erinnerung an die Anfänge und das Ideal und die Erfahrung unserer Geschichte in uns wach halten. Mit großem Vertrauen auf den Geist Gottes und sein Wirken sehen wir in die Zukunft  und gestalten daraus unsere Gegenwart.

Jeden Tag aufs Neue beginnen wir damit, Gottes Liebe begreifbar zu machen – so wie Franziskus es uns vorgelebt hat, in jedem Geschöpf Bruder und Schwester zu sehen – so wie es sich unsere Gründerin Viktoria von Butler für die Menschen, die Mangel leiden und Ungerechtigkeiten/Zurücksetzung erfahren haben, gedacht hat – so wie Jesus den Menschen Heil(ung) geschenkt hat – und so, wie wir es mit unseren Fähigkeiten und Fertigkeiten heute in dieser Zeit ermöglichen können.