Zum Gebetstag um geistliche Berufe 17.April 2016: Meine persönliche Berufung zur Ordensfrau
Zwei Tanten von mir waren Franziskanerinnen von Schönbrunn. Ich mochte es gar nicht gerne, wenn sie mir nahelegten, ich solle doch auch ins Kloster gehen. Ich wehrte dies stets vehement ab und dachte mir: „ Das ist das Letzte was ich will.“ Bis ich die Schwestern in Schönbrunn näher kennen lernte. Ihre Begeisterung für Gott und für die Menschen, ihre einfache und fröhliche Art, ihr Dasein für Menschen, die der Hilfe bedürfen, rührten mich an. Und ich weiß noch ganz genau, wie ich eines Tages in der Kirche kniete und eine tiefe Sehnsucht mich erfüllte. „Alles beginnt mit der Sehnsucht“. Dieses Zitat von Nelly Sachs fällt mir ein, wenn ich an dieses Erlebnis zurück denke. Ich nenne es meine Berufungsstunde. Nach längerem innerem Ringen bat ich bei den Franziskanerinnen von Schönbrunn um Aufnahme. Vier Jahrzehnte sind seither vergangen. In den ersten Jahren meines Lebens als Ordensfrau gab es neben der Freude über die Berufung immer wieder Augenblicke des Fragens, ob ich wohl die richtige Lebensentscheidung getroffen habe!? Voraus gingen meist existentielle Umbrüche im persönlichen, gemeinschaftlichen oder beruflichen Leben, oft auch ausgelöst durch unterschiedliche Ereignisse, Begegnungen, Situationen, neue Lebensphasen mit neuer Identitätsfindung. Heute bin ich mit mir im Reinen, wie es so schön heißt. Mehr denn je erfüllt mich zutiefst Frieden über mein Leben als Ordensfrau. Ich liebe meine Gemeinschaft und fühle mich in ihr beheimatet. Sie ist mir Glaubensgemeinschaft und ich weiß, dass ich an der menschlich-spirituellen Kraft meiner Mitschwestern partizipieren kann. Die franziskanische Ausrichtung, der Auftrag unserer Kongregation für Menschen mit Unterstützungsbedarf, der klösterliche Lebensrhythmus von Gebet und Arbeit, von Pflege des gemeinsamen Lebens und dem nachgehen können persönlicher Interessen, entspricht mir ganz und gar. Gott durch mein Leben zur Welt bringen, darin sehe ich meine persönliche Berufung. Für Gott, für die Menschen, dazu gebe ich heute wie damals mein Ja.
März 2016
Sr. Maria Benigna Sirl
Franziskanerin von Schönbrunn