Gedenken an Sr. M. Petronilla Strasser
Selig, die im Herrn sterben“ diesen Vers (14,13) aus der Offenbarung des Johannes
haben wir über das Leben und Sterben unserer Mitschwester Sr. Maria Petronilla
Strasser geschrieben. Ja, selig ist, wer den Weg des Leidens und Sterbens so gehen
kann wie sie ihn gegangen ist. In Ergebenheit, mit Gottvertrauen, versöhnt und befriedet mit den Erlebnissen und Ereignissen ihres Lebens. So war sie innerlich frei für den Weg des Sterbens, den sie mit Glauben, mit Hoffnung und mit Liebe auf Gott hin gegangen ist. Vor 1 ½ Jahren wurde sie von einer schweren Krebserkrankung heimgesucht, seither ist sie einen schmerzvollen Leidensweg gegangen, mit zahlreichen Chemotherapien und zuletzt mit großen Schmerzen. Am vergangenen Donnerstag durfte sie mittags um 12.50 Uhr im Alter von 81 Jahren heimgehen zu Gott in das neue, ewige Leben, wo es keinen Schmerz, keine Tränen und keine Trauer mehr gibt.
Sie wurde geboren am 28.Oktober 1935 in Untermoosen – St. Leonhard am Wonneberg, Landkreis Traunstein. In der Taufe erhielt sie den Namen Anna. Sie wuchs im schönen Chiemgau auf und besuchte die Volksschule und anschließend die Ländliche Berufsschule. Über Gespräche mit ihrem Heimatpfarrer und durch Kontakte mit unserer +Sr. M. Bernardine Maier, reifte in ihr der Entschluss für ein Leben im Kloster. So trat sie dann auch mit 23 Jahren, am 13. Mai 1958, in unser Kloster ein. Am 06.Januar 1959 erhielt sie bei der Einkleidung den Ordensnamen Sr. Maria Petronilla. Die erste Profess feierte sie am 18.01.1961 und die Profess auf Lebenszeit am 15.01.1967.
58 Jahre lebte und wirkte Sr. Maria Petronilla in unserer Gemeinschaft.
Unser Kloster hatte in früheren Jahren einen großen Landwirtschaftlichen Betrieb mit 380 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche sowie 80 ha Wald und hielt auch erstklassiges Nutz- und Zuchtvieh. Bis Ende der 1990iger Jahre waren jeweils bis zu 10 Schwestern im Rinderstall tätig. Von der Tätigkeit her hatten sie einen eigenen zeitlichen Arbeitsrhythmus, so dass sie als kleiner Konvent im Ökonomiegelände in einem eigenen Haus zusammen lebten, gemeinsam beteten und im Rinderstall arbeiteten.
Wohl durch ihre Vorkenntnisse aus der elterlichen Landwirtschaft wurde Sr. Maria Petronilla nach ihrem Ordenseintritt in unserer Landwirtschaft im Rinderstall eingesetzt und sie blieb dort 45 Jahre hindurch tätig. Wer Sr. Maria Petronilla in der Zeit des aktiven Arbeitslebens erlebt hat wird bestätigen, dass sie eine außerordentlich begabte Frau war. In der Haltung von Zucht- und Nutzvieh konnte ihr kaum jemand das Wasser reichen, sie war in der Fachwelt voll anerkannt. Die Tierärzte schätzten sie wegen ihrer Kenntnisse und ihrer Tatkraft, ihr Stall wurde als erstklassig geführt bezeichnet, sie war handwerklich außerordentlich geschickt und hat sicher manchem Maschinenmechaniker das Staunen gelernt. Ebenso geschickt war sie in der Führung des Hauswesens der Schwestern und im Anbau des Gemüse- und Blumengartens im Ökonomiegelände. Um sich für die Arbeit mit Menschen mit Behinderung zu qualifizieren, die als Hilfskräfte im Stall eingesetzt waren, besuchte sie 1977/78 zusätzlich die Fachschule für Heilerziehungspflege und schloss als staatlich geprüfte Heilerziehungspflegehelferin diesen Ausbildungsgang ab.
Als die Schwestern älter und weniger wurden, erfolgte eine Reduzierung der Milchkühe, 1998 wurde die Milchwirtschaft ganz eingestellt. Die Umstellung auf die Haltung von Galloway-Rindern und schließlich auf Ochsenmast mit Extensiver Weidewirtschaft brachte Erleichterung. Zu Beginn des Jahres 2003 erkannte Sr. Maria Petronilla, dass die Zeit reif war für eine Veränderung. Sie und ihre langjährige Weggefährtin Sr. Maria Luzia, sie ist vor drei Monaten verstorben, zogen gemeinsam in eine Wohngemeinschaft des Klosters und übernahmen eine neue Aufgabe. Diese bestand in der Mitarbeit im häuslichen Bereich und in der Anlagenpflege. Es war ein Geben und Nehmen zwischen beiden Schwestern. Sr. Maria Luzia war dankbar für die Umsicht und Fürsorge von Sr. Maria Petronilla und Sr. Maria Petronilla war dankbar für die Mithilfe und das mitschwesterliche Dasein von Sr. Maria Luzia. Es war für beide nicht einfach, nach 45 Jahren Selbständigkeit im Ökonomiebereich, sich in die vorgefundene Wohngemeinschaft mit anderen Schwestern zu integrieren. Es war ein Prozess des Einübens einer neuen Tätigkeit und des sich neu Eingliedern in die Gemeinschaft der Schwestern, dem sie sich bereitwillig stellten. Das Leben inmitten der Schwesterngemeinschaft und die Übernahme von Aufgaben für diese, war eine neue bereichernde Erfahrung, wie Sr. Maria Petronilla einmal sagte.
Vor 1 ½ Jahren, zu Beginn des Jahres 2015 verspürte Sr. Maria Petronilla die ersten Anzeichen des schweren Krebsleidens. Es begann die letzte Wegstation in ihrem Leben. Im April 2015 wurde sie von der Diagnose „Krebs“ in Kenntnis gesetzt und sie musste sich einer Operation unterziehen. Es folgten zahlreiche Behandlungen und Anfang Juli dieses Jahres musste sie sich nochmals einem operativen Eingriff unterziehen. Mit großer innerer Kraft und bewundernswerter Haltung hat Sr. Maria Petronilla von Anfang an diese schwere Krankheit angenommen. Im April sagte sie in einem Gespräch: „In meiner Krankheit erlebe ich Augenblicke der Gnade und der Dankbarkeit über meine Berufung zur Ordensfrau. Erst jetzt erfasse ich, welch Glück damit verbunden ist.“
Ganz bewusst erlebte sie das Fortschreiten der Krankheit, das Schwächerwerden, das Nachlassen der Kräfte. Sie wusste, dass sie sterben wird und sie redete ganz offen und ohne Scheu darüber. Sie lebte bis zum Augenblick des Todes aus einer lebendigen Gottesbeziehung, mit Vertrauen auf Gottes Vorsehung, mit einer großen Liebe zum heiligsten Herzen Jesu. Vor drei Wochen empfing sie das Sakrament der Krankensalbung. Es waren mehrere Schwestern zugegen und wir konnten erleben, mit welcher Innigkeit und Freude Sr. Maria Petronilla die Krankensalbung empfing. Noch Tage danach sagte sie, dass es eine Gnadenstunde für sie war. Sie sagte: „Ich weiß, ich bin nicht allein, ER, Christus, geht mit mir den Kreuzweg weiter. Die Hälfte habe ich schon, nun geht es in die letzte Wegstrecke des Kreuzweges“. Auf dieser letzten Wegstrecke durchlitt sie auch die Not des Sterbens wo sie sagte, „Sterben ist nicht leicht – Herr dein Wille geschehe.“
Wir danken unserer Schwester Maria Petronilla für Ihr Beispiel und ihr Zeugnis, gerade in der Zeit der Krankheit und des Sterbens. Und wir danken ihr für ihr Leben in unserer Gemeinschaft, für ihren Dienst und ihr Wirken im Auftrag unserer Kongregation mit einem ewigen Vergelts Gott.
Sr. M. Benigna Sirl
Generaloberin