Gedenken an Sr. M. Waltgera Wenger
„Sei willkommen mein Bruder Tod“, diese Worte haben wir Sr. M. Waltgera auf das Sterbebild geschrieben. Sie geben das wieder, was unsere verstorbene Mitschwester auszeichnete. Unser Ordensvater, der heilige Franziskus, schreibt am Schluss seines berühmten Sonnengesanges die Worte „Gelobt seist du, mein Herr, durch unseren Bruder, den leiblichen Tod. Selig jene die er findet in deinem heiligsten Willen“. Unsere verstorbene Mitschwester war ganz und gar in Gottes heiligem Willen, denn sie sagte in den vergangenen Tagen, dass sie gerne sterben will, dass sie glücklich ist, wenn sie sterben darf. Sie habe 84 Jahre gelebt, sie wollte nichts anderes als gut sein zu den Menschen, sie selber habe viel Gutes erlebt und nun mag sie sterben. Die Mitschwestern, die dabei waren, als sie die Krankensalbung empfing, erzählten, dass sie über das ganze Gesicht strahlte, als ihr gesagt wurde, dass sie die „letzte heilige Ölung“, wie man früher sagte, empfangen darf. Bruder Tod war ihr willkommen, sie war bereit.
Nur eine Woche war Sr. M. Waltgera im Krankenhaus Pfaffenhofen. Die vorgenommene Operation war gut verlaufen, die Ärzte und auch wir waren guten Mutes und hofften auf Genesung. Aber, es kam anders. Bruder Tod holte sie am Morgen des 24. November heim.
Unsere verstorbene Mitschwester ist am 23.April 1932 in Grimolzhausen, Landkreis Aichach-Friedberg geboren und erhielt in der Taufe den Namen Elisabeth. Sie wuchs in einer kinderreichen Familie auf und erlernte nach dem Besuch der Volksschule das Damenschneiderhandwerk. Am 12. November 1953 trat sie im Alter von 21 Jahren als Kandidatin in unser Kloster ein und folgte damit ihrer leiblichen Schwester Magdalena, unserer Sr. M. Edwina, die 2010 verstorben ist. Bei der Einkleidung am 05.01.1955 erhielt sie den Ordensnamen Schwester Maria Waltgera. Am 06.01.1957 durfte sie die erste Profess und am 13.01.1963 die Ewige Profess feiern.
63 Jahre lebte Sr. M. Waltgera in unserer Ordensgemeinschaft. All die Jahre war sie als Schneiderin tätig. Die meiste Zeit oblag ihr in der Ordensschneiderei die Neuanfertigung und Änderung der Schwesternkleidung. Dieser Dienst für die Mitschwestern machte ihr Freude. Es tat ihr gut, dass sie, als sie älter wurde und das Augenlicht nachzulassen begann, dass sie auch da weiterhin in der Ordensschneiderei willkommen war und sie einfache Tätigkeiten verrichten konnte.
Sr. M. Waltgera wollte ganz Ordensfrau sein. Sie war in der Gemeinschaft immer präsent. Sie legte Wert darauf, am Stundengebet der Schwestern am Morgen und am Abend teilzunehmen, obwohl sie aufgrund der Augenkrankheit nicht mehr lesen konnte. Aber beim Zuhören konnte sie mitbeten, das war ihr wichtig, darüber war sie sehr froh, wie sie immer wieder versicherte. Das Gebet, die Verehrung des Herzens Jesu, die Betrachtung des Kreuzes, dies waren geistliche Quellen aus denen Sr. M. Waltgera schöpfte. Oft war sie verweilend vor dem Kreuz in unserem Refektorgang zu sehen.
Wir Franziskanerinnen von Schönbrunn danken unserer Mitschwester für ihr stilles und bescheidenes Lebenszeugnis und für ihren langjährigen Dienst in unserer Gemeinschaft, für uns Schwestern, mit einem Vergelts Gott.
Möge sie nun daheim sein bei Gott und bei ihm ewigen Frieden finden.