Nachruf Schwester Maria Heriberta Wagner

Am Donnerstag, den 24. August 2023, ist unsere liebe Mitschwester Maria Heriberta Wagner im Alter von 89 Jahren verstorben. Das Hinübergehen in die ewige Heimat bei Gott war schon länger ihre Sehnsucht, sie betrachtete das Sterben als die Vollendung des Lebens, das ihr über all die Jahre und Jahrzehnte geschenkt war. Sie durfte es erleben in einer guten Ausgewogenheit von Gebet und Arbeit, vom Leben in Gemeinschaft und in persönlich gestalteter Zeit, vom aktiven Tun in den Aufgaben, die ihr anvertraut waren, und im fürbittenden Gebet, das sie mehr und mehr als das Apostolat im Alter verstand. Ein Lebensweg in Verbundenheit mit Angehörigen und Mitschwestern, mit Mitarbeitenden, Freunden und Bekannten, dies alles war ihr bis in die letzten Lebenstage hinein gegeben. Und ihr stiller Wunsch hat sich erfüllt: das Sterben dürfen zuhause im Kloster in Schönbrunn.

Schwester Maria Heriberta war gebürtig in Aiglsbach, Landkreis Kehlheim. In der Taufe wurde sie auf den Namen Anna getauft. Ihre Eltern hatten ein landwirtschaftliches Anwesen. Sie wuchs dort mit acht Geschwistern auf und besuchte auch die Volks- und Berufsschule in ihrem Heimatort in der Hallertau. Unser Kloster lernte sie über ihre Tante, unsere verstorbene Schwester Maria Rosa Wagner, kennen. Kontakte hatte sie jedoch auch über weitere Schwestern, denen sie in ihrem Heimatort begegnete, ist es doch etwas Besonderes, dass über die Jahre hinweg insgesamt 18 junge Frauen aus dem Dorf Aiglsbach dem Weg ihrer Berufung in unsere franziskanische Gemeinschaft gefolgt sind. 1956 trat Anna als Kandidatin in unser Kloster ein, ein Jahr später erhielt sie bei der EInkleidung den Ordensnamen Schwester Maria Heriberta.1959 legte sie die erste Profess, 1965 die Profess auf Lebenszeit ab. Nach dem Ordenseintritt arbeitete sie kurze Zeit in der Landwirtschaft, dann wurde sie in einem gänzlich anderen Aufgabenbereich angelernt und eingesetzt, der ihr zur Lebensaufgabe werden sollte. Sie war von 1958 bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2015 in der Finanzbuchhaltung tätig und übte über 12 Jahre hinweg das Amt der Generalökonomin der Kongregation aus. Als Generalrätin beteiligte sich Schwester Maria Heriberta in den Jahren 1984 bis 2002 mit Rat und Tat, gemeinsam mit den weiteren Schwestern der Generalleitung, an der besonderen Verantwortung für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung der Ordensgemeinschaft und ihrer Werke.

Nach erfüllten Jahren im aktiven Dienst zog Schwester Maria Heriberta im Jahr 2015 um in unser Schwesternaltenheim St. Raphael. Sie spürte das Nachlassen der körperlichen Kräfte und zunehmend gesundheitliche Beschwerden. So nahm sie gerne die Unterstützung und Hilfe an, die mehr und mehr erforderlich wurde. Schwester Maria Heriberta blieb dabei stets interessiert am Geschehen der Gemeinschaft, an den Themen der Kirche und Gesellschaft. Sie las regelmäßig die Zeitung, verfolgte die Nachrichten und brachte die Informationen in ihre Gespräche ein.

Als Motiv für das Sterbebild wurden die betenden Hände gewählt. Es könnte nicht passender sein, denn betend hat man Schwester Maria Heriberta fast immer angetroffen; die Hände zum Gebet gefaltet beim stillen Gebet vor dem Tabernakel oder bei den Kreuzwegtafeln, mit dem Rosenkranz in den Händen in ihrem Zimmer, beim Besuch der Gräber auf dem Klosterfriedhof, beim Gang zur Mariengrotte im Schwesternpark oder im Garten von St. Raphael. Das persönliche und gemeinschaftliche Beten war ihr ein Selbstverständnis und ein Bedürfnis, ihre Kraftquelle all die Jahre ihres Ordenslebens. Sie nahm nicht nur gerne daran teil, sie gestaltete es mit und brachte sich ein in den Diensten des Vorbetens, als Lektorin und Kommunionhelferin.

Wir Franziskanerinnen von Schönbrunn danken unserer lieben Mitschwester Maria Heriberta Wagner für ihr Lebenszeugnis, für ihr Leben, Beten und Dienen in unserer Gemeinschaft mit einem ewigen „Vergelt’s Gott!“

Aus dem Nachruf der Generaloberin Sr. M. Gabriele Konrad