Nachruf Schwester Maria Elisabeth Schemmerer

Am vergangenen Freitag, den 10. Mai 2024, vormittags um 09.40 Uhr, ist unsere liebe Mitschwester Maria Elisabeth Schemmerer im Alter von 64 Jahren heimgegangenen in die ewige Heimat bei Gott. Schwere Wochen und Monate lagen hinter ihr. Eine Zeit anstrengender medizinischer Behandlung, eine Zeit des Hoffens und Bangens, eine Zeit, die einmündete in das Annehmen des Unabänderlichen. Schwester Maria Elisabeth hat in diesen Wochen viel Kraft aus ihrem Glauben erfahren, aus dem tiefen Vertrauen, dass Gott an ihrer Seite ist und mit ihr trägt, was es an Last zu tragen galt. Geholfen haben ihr all jene Menschen, die sie nicht allein gelassen haben mit der schweren Diagnose, Menschen, denen sie sich mitteilen konnte, die mit ihr hofften und mit ihr beteten. Menschen, die ihr ermunternde Worte schenkten, kleine Aufmerksamkeiten, die mit ihr auch schweigen konnten und der Ohnmacht nicht auswichen. Denn hilflos und ohnmächtig fühlten wir uns gar oft, gleichzeitig haben wir eine Ahnung davon bekommen, was der heilige Paulus wohl mit den Worten gemeint hat, in denen er spricht: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“.

Schauen wir kurz auf den Lebensweg unserer Schwester Maria Elisabeth zurück:

Sie wurde 1960 in Riedenburg, im Landkreis Kehlheim geboren und wenige Tage später auf den Namen Maria Anna getauft. Ihre Eltern schenkten sieben Kindern das Leben. Sie durften in der Liebe und Obhut der Eltern heranwachsen und selbständig werden. ‚Die Eltern haben uns Kinder zum Glauben an Gott und in das Vertrauen auf ihn herangeführt‘, das benannte Schwester Maria Elisabeth im Rückblick auf ihr Leben in tiefer Dankbarkeit. Die Verbindung zur Familie war ihr immer wichtig und wertvoll.

Nach dem Besuch der Volksschule in Riedenburg absolvierte Schwester Maria Elisabeth die Ausbildung zur Hauswirtschafterin im elterlichen Betrieb. Am 13. März 1980 trat sie als Kandidatin in unser Kloster ein. Bei der Einkleidung am 08. Dezember 1980 erhielt sie den Ordensnamen Schwester Maria Elisabeth. Am 21. November 1982 legte sie die Erstprofess, am 20. November 1988 die ewige Profess, die Profess auf Lebenszeit ab.

Schwester Maria Elisabeth war nach ihrem Eintritt in unsere Gemeinschaft zunächst drei Jahre in der Küche tätig. Im Herbst 1983 begann dann für Schwester Maria Elisabeth, was ihr bleibender Wirkungsbereich werden sollte. Schwester Maria Elisabeth stellte sich der Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Sparkasse Dachau und wurde nach deren erfolgreichem Abschluss im Januar 1986 in der Finanzverwaltung der Kongregation und des Franziskuswerk Schönbrunn eingesetzt. Zehn Jahre leistete sie diese verantwortungsvolle Tätigkeit, die mit den Jahren immer umfassender und differenzierter wurde, entsprechend der organisatorischen Veränderungen und all den Anforderungen, die von außen an uns herangetragen wurden. Seit Januar 1997 konzentrierte sich die Tätigkeit von Schwester Maria Elisabeth auf die Finanzverwaltung der Kongregation und sie hat dabei zunehmend Verantwortung übertragen bekommen, zuletzt in der Übernahme des Amtes der Generalökonomin. Schwester Maria Elisabeth arbeitete jederzeit sehr gewissenhaft und absolut loyal. Mitschwestern, Vorgesetzte und Kollegen konnten sich nicht nur auf ihre Fachlichkeit verlassen, sie fanden bei ihr immer auch Wertschätzung in der Begegnung, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit.

Diese ihre Fähigkeiten und Haltungen waren es mit, dass die Mitschwestern Schwester Maria Elisabeth ihr Vertrauen schenkten und sie mehrfach zur Kapitularin und schließlich im August 2020 zur Generalrätin wählten. Sie sollte und konnte mitgestalten, ihre Kenntnisse, Überlegungen und Überzeugungen in Beratungen und Entscheidungen einbringen und so den Weg unserer Gemeinschaft mit in die Zukunft führen. Schwester Maria Elisabeth übernahm neben der beruflichen Tätigkeit vielerlei Dienste und Aufgaben für die Gemeinschaft. Sie war als Lektorin und Vorbeterin eingesetzt, leistete Präsenzdienste an der Klosterpforte und half vertretungsweise in der Sakristei, um nur einige Beispiele zu nennen.

Bei aller Arbeit und Verantwortung war Schwester Maria Elisabeth zuerst und zutiefst ein geistlicher Mensch. Gebet und Meditation strukturierten ihren Tagesablauf und waren die Kraftquelle für ihren Dienst. Schon frühmorgens konnte man Schwester Maria Elisabeth in der Kirche treffen und auch während des Tages fand sie Zeiten zum persönlichen Gebet und dem stillen Verweilen vor dem Tabernakel. Die Feier der Eucharistie, die Anbetung des Allerheiligsten und das Rosenkranzgebet waren ihr sehr wertvoll und die immer neue Betrachtung der barmherzigen Liebe Gottes. Ebenso schätzte Schwester Maria Elisabeth das gemeinsame Stundengebet und das Teilen des Wortes Gottes im Bibelgespräch.

Gerne brachte sich Schwester Elisabeth in die Gemeinschaft ein. Obwohl sie von ihrem Wesen bestimmt eher zu den Stillen zählte, lernten wir in ihr eine humorvolle Schwester kennen, die manchmal mit spontanen Äußerungen und schlagfertigen Reaktionen überraschte. Sie liebte die Natur und schätzte es, in der Mittagszeit einen kurzen Spaziergang durch den Garten zu machen. Nicht selten brachte sie dann ein paar Blumen mit, frische Kräuter oder auch gerade reife Beeren oder Äpfel. Davon teilte sie Kostproben aus, selbstverständlich, Anteil gebend, aufmerksam und zugewandt.

Wichtig waren Schwester Maria Elisabeth regelmäßige Besuche bei den kranken und altgewordenen Mitschwestern. Gerne schenkte sie ihnen von ihrer Zeit, brachte ein aufmunterndes Wort, teilte mit ihnen die kleinen Belange des Alltags. Viele von uns erinnern sich an die treuen Besuche von Schwester Maria Elisabeth bei ihrer Tante, unserer vor einem Jahr verstorbenen Mitschwester Maria Caritas. Fast jeden Sonntag war sie bei ihr, auch wenn Gespräche aufgrund der Schwerhörigkeit von Schwester Maria Caritas zunehmend schwieriger wurden. Ein vertrautes und beiden liebgewordenes Ritual war das gemeinsame Beten des Barmherzigkeitsrosenkranzes, das verband sie über alle Erschwernisse im Austausch hinweg.

„Mitten aus dem Leben, aus dem Alltag gerissen“, so beschreiben wir Menschen oft schwierige und verändernde Situationen, die uns in eine ganz neue Realität hineinstellen. So erging es uns als bei Schwester Maria Elisabeth im vergangenen Sommer die Krebserkrankung diagnostiziert wurde und langwierige Behandlungen begannen. Wir teilten mit ihr das Bangen um eine erfolgreiche Therapie, die die Operation zu Entfernung des Tumors ermöglichen sollte. Wir hofften mit ihr auf die Überwindung der Krankheit, nachdem die Operation überstanden war. Und tief hat es sie und uns getroffen, als es sich zeigte, dass die Tumore erneut wucherten. Schwester Maria Elisabeth trug es mit großer Tapferkeit und staunenswerter Kraft. Sie wollte leben, sie hatte gehofft und sie musste erleiden, dass es anders kam. Es waren nicht leere Worte, als sie sagte, sie sei bereit Gottes Willen anzunehmen. Schwester Maria Elisabeth hat sich hinein und hindurchgebetet und Gott hat ihr die Kraft zum Ertragen geschenkt. Uns mag sein Wille durchaus Frage bleiben.

Ich danke allen Mitschwestern, die unserer Schwester Maria Elisabeth in dieser Zeit der Krankheit und des zunehmenden Leidens zur Seite gestanden sind. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Bekannten für ihr einfühlsames Mitgehen. Meinen besonderen Dank und ein aufrichtiges „Vergelt‘s Gott!“ sage ich den Schwestern und Mitarbeiterinnen im Haus St. Raphael, insbesondere in der Wohngemeinschaft Benedikta. Sie haben unsere Schwester Maria Elisabeth in ihrer Krankheit immer sehr einfühlsam und wertschätzend begleitet. Doch gerade in den letzten Wochen haben Sie sie nicht nur bestens gepflegt, sondern ihr auch viel menschliche Nähe und liebevolle Zuwendung geschenkt und ihr damit ihren schweren Weg erleichtert, wo und wie immer Sie konnten. Ich danke auch Ihnen, den Geschwistern und Ihren Familien. Ihre Besuche haben Schwester Maria Elisabeth gefreut und ihr viel Kraft geschenkt. Sie haben es ihr ermöglicht Abschied zu nehmen, so hat sie es mir gegenüber in einem der letzten Gespräche genannt.

Schwester Maria Elisabeth hat schriftlich den Wunsch hinterlassen, in ihr Sterbebild folgenden Vers zu drucken:

„Es jubelt auf meine Seele in der Liebe des dreieinigen Gottes für immer!“

Die Worte sprechen von ihrem Glauben und Vertrauen und von der Hoffnung, die sie erfüllte.

Wir Franziskanerinnen von Schönbrunn danken unserer lieben Mitschwester Maria Elisabeth für ihr Lebenszeugnis, für ihr Leben, Beten und Dienen in unserer Gemeinschaft mit einem ewigen „Vergelts’s Gott!“.

Nachruf der Generaloberin Sr. M. Gabriele Konrad