Nachruf Schwester Maria Sebalda Neger

Am vergangenen Sonntag, den 15. Dezember 2024, nachmittags um 15.30 Uhr, ist unsere liebe Mitschwester Maria Sebalda Neger im Alter von 86 Jahren heimgegangen in die ewige Heimat bei Gott. Es war die Stunde, von der Schwester Maria Sebalda in persönlichen Notizen aufgeschrieben hatte: „Sterben ist und bleibt der wichtigste Augenblick meines Lebens. Ich möchte ihn bewusst annehmen aus Gottes Hand. Ich vertraue auf die barmherzige Liebe Gottes.“

Schauen wir kurz auf den Lebensweg unserer Schwester zurück:

Schwester Maria Sebalda wurde am 03. Februar 1938 in Krumpenwinn, im damaligen Landkreis Parsberg, in der Oberpfalz geboren und noch am gleichen Tag auf den Namen Stilla getauft. Ihre Eltern Peter und Angelina Neger schenkten sieben Kindern das Leben. Die Geschwister blieben einander zeitlebens sehr verbunden und der Kontakt untereinander und zu den weiteren Familienangehörigen wurde immer gepflegt. Eine besondere Verbindung bestand natürlich unter den drei Schwestern, die hier in Schönbrunn leben. Schwester Maria Sebalda trat als erste in unser Kloster ein, zwei und drei Jahre später folgten ihr Schwester Maria Consilia und Schwester Maria Stilla. Dankbar haben die Geschwister es auch erfahren, dass die alt gewordenen Eltern ihren Lebensabend hier verbringen konnten und auch auf unserem Klosterfriedhof beerdigt sind.

Ich begrüße im Namen unserer Gemeinschaft alle Familienangehörigen, besonders natürlich die Schwestern, Schwester Maria  Stilla, Schwester Maria Consilia und Frau Anni From. Begrüßen darf ich ebenfalls alle Bekannten, Freunde und Weggefährten unserer Schwester Maria Sebalda. Sie alle sind so zahlreich hierher nach Schönbrunn gekommen um mit uns Abschied zu nehmen. Wir alle spüren den Schmerz des Abschieds. Ich wünsche uns die Zuversicht und das Vertrauen, dass das Leben von Schwester Maria Sebalda nun geborgen ist in Gottes Barmherzigkeit und Liebe und ER ihr Leben in Fülle schenkt. Dieser Glaube schenke uns Trost und Kraft in diesen Tagen.

Wenige Monate nach dem Abschluss der Volksschulpflicht 1952 in Eichlberg, kam die junge Stilla Neger noch im selben Jahr nach Schönbrunn. Sie besuchte ab Juli 1952 für drei Jahre die ländliche Berufsschule in Röhrmoos. Am 02. Dezember 1953 trat sie als Kandidatin in unser Kloster ein. Bei der Einkleidung am 07. Januar 1956 erhielt sie den Ordensnamen Schwester Maria Sebalda. Am 05. Januar 1958 legte sie die Erstprofess, am 12. Januar 1964 die ewige Profess, die Profess auf Lebenszeit ab. Schwester Maria Sebalda war die ersten Jahre nach ihrem Ordenseintritt überwiegend in der Näherei tätig, unterbrochen von 10 Monaten, in denen sie in verschiedenen Wohngruppen, in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt war. Von April 1960 bis September 1974 arbeitete Schwester Maria Sebalda in der Wohngruppe St. Ludwig im Haus St. Bonifaz. Mit der Fertigstellung der Häuser St. Florian und St. Agnes erfolgte der Umzug in den neuen Kinderwohnbereich. Schwester Maria Sebalda war dort von Oktober 1974 bis März 1998 als Gruppenleiterin in der Wohngruppe St. Bernhard eingesetzt.

Nach einer kurzen Regenerationszeit war Schwester Maria Sebalda dann knapp zehn Jahre in der Wohngruppe St. Jakobus tätig. Im Jahr 2008 stellte sie sich nochmals einer neuen Aufgabe und war ab April diesen Jahres in der Pflege und Betreuung der altgewordenen Mitschwestern eingesetzt. In den letzten Jahren war Schwester Maria Sebalda zwar nicht mehr verantwortlich eingebunden, doch sorgte sie bis zu ihrer Erkrankung vor wenigen Wochen mit Aufmerksamkeit und vielerlei Diensten mit, für das gelingende Miteinander ihrer Wohngemeinschaft in unserem Schwesternaltenheim St. Raphael.

Wir alle waren erschrocken über die Diagnose des Schlaganfalls und den damit einhergehenden Symptomen. Doch nach der Klinikentlassung und den kleinen beständigen Fortschritten in Kommunikation und Motorik, waren wir auch zuversichtlich, dass Schwester Maria Sebalda mit Hilfe medizinischer und therapeutischer Behandlung viele Fähigkeiten wieder erlangen kann. Es kam anders und es kam mit sehr schnellem Verlauf, dass sich ihr Befinden verschlechterte. Mittags noch bei vollem Bewusstsein, hat sie sich mit Blicken und kleinen Gesten mitgeteilt und wohl von manchen Personen auch Abschied genommen. Wenige Stunden später ist sie, nach dem Empfang der Krankensalbung, ruhig und friedlich hinübergegangen in die Ewigkeit.

Mein Dank gilt allen Mitschwestern, Mitarbeiterinnen, Therapeuten und Ärzten, die Schwester Maria Sebalda in diesen Wochen zur Seite einfühlsam standen. Danke allen, die sie besucht, sich nach ihr erkundigt und für sie gebetet haben, das Wissen schenkte Schwester Maria Sebalda Halt und Ermutigung.

Der Rückblick auf ihr Leben zeigt, dass der Dienst für Gott und die Menschen zur Lebensaufgabe für Schwester Maria Sebalda wurde, in den sie sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit eingebracht hat. Es war ihr gegeben, die Menschen so anzunehmen wie sie waren und sie dies auch spüren zu lassen. Sein zu dürfen mit der je eigenen Individualität und den Raum dafür zu bekommen um persönliche Interessen, Talente und Fähigkeiten zu entdecken, das verstand Schwester Maria Sebalda – und so begleitete und förderte sie viele Kinder und Jugendliche, später auch die Erwachsenen, die ihr in den Wohngruppen anvertraut waren. Sie entzog sich auch nicht der Verantwortung, sie zu stützen und mit ihnen Wege zu finden in der Erfahrung von Begrenzungen und Leid. Geduldig begleitete sie kleine Fortschritte und zur rechten Zeit auch mit Gelassenheit manches Ausprobieren von Freiheiten oder dem Testen gültiger Regeln.

Mit der Art und Weise ihres Arbeitens, ihrer pädagogischen Haltung und ihrer Fähigkeit auf die Menschen einzugehen, erwarb sich Schwester Maria Sebalda das Vertrauen der Eltern, Geschwister und gesetzlichen Betreuer. Sie wurde zur Gesprächspartnerin vieler Freunde und Bekannten, zur Wegbegleiterin mancher Familien. Sie genießt bis heute hohes Ansehen bei Angehörigen und Mitarbeitenden, bei ehemaligen  Kollegen und Kolleginnen sowie bei vielen früheren Schülern und Studierenden, die sie auf dem Weg ins Berufsleben begleitete.

Schwester Maria Sebalda war ein sehr geistlicher Mensch. In ihren persönlichen Aufzeichnungen finden sich die Worte: „Ich möchte den Weg gehen, den Gott mich führen möchte. Für mich ist es wichtig, dass ich an die Vorsehung glaube, nach dem Willen Gottes frage und auf das Wirken des Heiligen Geistes vertraue.“ Ihre geistlichen Kraftquellen waren die Teilnahme an der Feier der Eucharistie, das Betrachten des Wortes Gottes im Lesen der Heiligen Schrift und der Blick auf die Gottesmutter Maria im Gebet des Rosenkranzes. Sehr wertvoll waren ihr auch die Impulse aus geistlichen Vorträgen, die sie gerne über Radio Horeb hörte und ebenso die Teilhabe an den Gottesdiensten und Gebetszeiten, die regelmäßig übertragen werden.

Dankbar hat es Schwester Maria Sebalda wahrgenommen, dass ihr auf ihrem Lebens- und Glaubensweg immer wieder Weggefährtinnen und Wegefährten geschenkt waren, mit denen sie geistliche Erfahrungen teilen konnte, die sie bestärkt haben und mit denen sie eine tiefe Freundschaft verbindet. Gemeinsam auf dem Weg Gott zu suchen und zu finden, so hat sie es formuliert.

In das Sterbebild unserer Schwester Maria Sebalda haben wir einen Vers aus der Liturgie des 3. Adventssonntages, ihrem Sterbetag, drucken lassen:

„Freut Euch im Herrn zu jeder Zeit! Denn der Herr ist nahe.“

Sie ist im bereits begegnet und ihm ganz nahe, darauf dürfen wir vertrauen.

Wir Franziskanerinnen von Schönbrunn danken unserer lieben Mitschwester Maria Sebalda für ihr Lebenszeugnis, für ihr Leben, Beten und Dienen in unserer Gemeinschaft mit einem ewigen „Vergelt’s Gott!“

Sr. M. Gabriele Konrad