Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
Kerze zum Gedenktag Drei Einzelschicksale
Anlässlich der national-sozialistischen Krankenmordaktion T4, die am 18. Januar 1940 mit der ersten Deportation von Menschen mit geistiger Behinderung begann, gedenken die Franziskanerinnen und das Franziskuswerk jedes Jahr im Januar der Schönbrunner Opfer. Diese jährliche Veranstaltung wurde in diesem Jahr von Auszubildenden der Franziskuswerk Akademie gestaltet. Sie widmete sich insbesondere dem Wandel der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen – damals und heute.
In seiner Ansprache warnte Markus Holl, Geschäftsführer des Franziskuswerks, eindringlich vor der Gefahr einer Rückkehr menschenverachtender Ideologien, wie sie auch von rechtsextremen, demokratiefeindlichen Parteien vertreten werden: „Es steht immer die gleiche Haltung hinter dieser Politik: der Wert des Menschen richtet sich nicht an der individuellen Menschenwürde aus, sondern an dessen Nützlichkeit. Da ist es nicht mehr weit zu einer Aufteilung in nützliches und unnützes Leben. Dieses unheilvolle, menschenverachtende Gedankengut kennen wir in seiner schlimmsten Ausprägung. Genau deswegen sind wir heute hier und trauern über die Deportation und Tötung von 546 Kinder, Frauen und Männer aus unserem Dorf Schönbrunn“. Markus Holl ermahnte, dass sich eine Gesellschaft durch die stetige Vergiftung mit menschenverachtenden Parolen und Handlungen betäuben lässt und Verbrechen an anderen Menschen zulässt. Er zitierte den bekannten österreichischen Psychotherapeuten Viktor Frankl: „Alles kann einem Menschen genommen werden, bis auf eines: die letzte menschliche Freiheit – die Möglichkeit, in jeder gegebenen Situation seine Haltung zu wählen.“
Abschließend rief Holl dazu auf, wachsam gegenüber rechtsextremen, demokratiefeindlichen Tendenzen zu bleiben. „Wir müssen aufstehen, wenn es darauf ankommt – für die Menschenwürde und die unverhandelbaren Menschenrechte.“
Die Auszubildenden der Heilerziehungspflege an der Franziskuswerk Akademie erinnerten mit ihren Beiträgen an Einzelschicksale der 546 Opfer und betonten die heutige Bedeutung ihre Berufsfelds. „Alle Menschen haben das Recht, als gleichberechtigte Bürger wahrgenommen und akzeptiert zu werden“, so eine Schülerin des Kurses 24V24, der die Texte gemeinsam erarbeitete. Sie hob hervor, dass Heilerziehungspflege für Selbstbestimmung und Teilhabe eintritt und damit einen wichtigen Beitrag zu einer inklusiven Gesellschaft leistet.
Die Gedenkveranstaltung war nicht nur eine Erinnerung an die dunklen Kapitel der Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf, mit Zuversicht und Mut für eine gerechte und menschliche Gesellschaft einzustehen.
Die Kerze zum Gedenktag „Licht gegen das Vergessen und für das Leben“, gestaltet vom Kurs 24V24 der HEP-Ausbildung, brennt in unserer Kirche St. Josef.